Lange Fahrt zum Ijen Krater: Zug von Malang nach Banyuwangi
Vor Jahren schon hatte ich in einer Dokumentation von diesem Ort gehört, ohne zu ahnen, dass ich dort mal hinkomme: In den Ijen Krater.
Ein Krater voller gemischter Gefühle. In dem man nachts blaues Feuer bewundern kann, jedoch auch die Wahnsinnsarbeit, die die Minenarbeiter des Ijen hier jeden Tag leisten. Schaut euch hierzu gerne diesen ZDF-Beitrag an.
Wir waren also wieder unterwegs. Genau dort hin: Zum Ijen Krater. Um das blaue Feuer zu bestaunen. Um 15:50 ging es in Malang los. Der Zug brachte uns von Malang nach Banyuwangi. Vorbei an schönen Landschaften voller Vulkane, bis die Nacht uns den Ausblick stahl, schade.
Eine lange Nacht nur für den Ijen Krater
Um 23:30 kamen wir in Banyuwangi an. Wir hatten uns nach vielem Hin- und Her entschieden den Auf- und Abstieg zum Ijen Krater im Rahmen einer Tour mit Guide zu machen. Auch wenn es schon ein Kunststück wäre, sich auf diesen Wegen zu verirren.
Aber das war auch nicht der Grund für unsere Entscheidung. Es ging uns um die Atemschutzmasken gegen Schwefeldämpfe, den Umgang mit den Minenarbeitern und den Transport zum Aufstiegspunkt. Nach unserer Bromo Action durfte es auch mal „gemütlich“ sein.
Die Touren starten nachts, da man das blaue Feuer nur im Dunkeln sehen kann (man muss also vor 5 Uhr morgens im Krater sein). Wir machten uns gleich für dieselbe Nacht noch während der Zugfahrt eine Tour aus.
Bereits im Zug wünschten wir uns müde in ein warmes kuscheliges Bett und fragten uns, warum wir uns das eigentlich antaten? Nachts auf den Vulkan rauf und in den Krater runter und das nach 8 Stunden Zugfahrt. Wer macht sowas?
Ich überlegte vorzuschlafen. Doch dann dachte ich mir: Hey, wenn ich eine lange Partynacht vor mir habe, schlafe ich auch nicht vor und halte trotzdem durch.
So hörte ich mir gute Musik an und mit dieser Einstellung, muss ich sagen, lief die ganze Nacht echt prima.
Nachtwanderung zum Ijen Krater
Wir kamen um 23:30 am Bahnhof in Banyuwangi an, wurden abgeholt, ins Homestay* gebracht, packten uns in warme Klamotten und um 00:30 ging es auch schon los.
Ein Jeep brachte unsere Gruppe zum Aufstiegspunkt. Angekommen auf dem Parkplatz schockten uns die Menge an Menschen, die hier ankamen. Wir hatten jetzt nicht erwartet alleine zu sein, aber das war heftig. Es strömten Massen den Berg hinauf.
Ich fragte den Guide später, ob es immer so voll sei, was er bestätigte. War es das? Von anderen hatte ich das jetzt noch nicht gehört, aber vielleicht haben die es nur nicht erwähnt. Wir erwähnen sowas ja immer gerne. Man sollte ja wissen, was einen erwartet und uns haben die Massen ganz schön geschockt. Dabei waren wir weder am Wochenende noch an einem Feiertag da.
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Aufstieg zum Ijen Kraterrand
Der Aufstieg ging über einen sandigen, breiten, aber meist sehr steilen, Pfad für ca. 1,5 h bergauf. Wie sich die Massen mit ihren Taschenlampen die Pfade hinaufschlängelten, hatte auch was Schönes. Sie war irgendwie romantisch diese „Lichterkette“ und erinnerte auch an die Umzüge von Kindern mit Laternen am St. Martins Tag.
Herrlich war es auch einfach mal kurz stehenzubleiben und den klaren Sternenhimmel zu genießen. Für uns beide bleibt zwar der Himmel in der Atacama Wüste (Chile) für immer konkurrenzlos, was aber nicht heißt, dass wir schöne Nachthimmel woanders nicht genießen können.
Angekommen am Ijen Kraterrand
Dann kamen wir am Kraterrand an. Ein Blick hinein zeigte, wohin wir gleich hinabsteigen würden. Eine ewige Schlange von Menschen und kleinen Lichtern zog sich auch hier den weniger festen, steinigen Pfad hinunter. Wie fanden die alle nur Platz da unten?
Wir würden es gleich erfahren, wenn wir selbst Teil der Schlange werden würden. Es wurde Zeit ein Utensil aufzusetzen, das wir die ganze Zeit mit uns trugen: Unsere Atemschutzmasken.
Die Solfatare des Ijen Kraters
Das Highlight des Kraterbesuchs ist die große Solfatare. Eine Solfatare ist eine Fumarole, also eine vulkanische Dampfaustrittsstelle, aus der neben anderen Gasen hauptsächlich Schwefelwasserstoff ausströmt.
Der Schwefelwasserstoffausstrom ist derart heftig, dass Gasmasken ratsam sind. Unten erfährt man einen ständigen Windwechsel, so dass man plötzlich der vollen Wucht der Gaswolke ausgesetzt sein kann. Dann ist es auch ratsam sofort die Augen zu schließen, um sie nicht unnötig zu reizen.
Endlich, das blaue Feuer des Ijen
Nicht jedoch die Gefahr macht diesen Ort so besonders, sondern das blaue Feuer, dass man an dieser Solfatare nachts bestaunen kann. Eines von zwei blauen Feuern auf der Welt. Das andere befindet sich in Island.
Ja okay, es gibt sie außerdem noch an Gasherden, Feuerzeugen, an Bunsenbrennern…. 😆
Jetzt im Ernst, diese großen blauen Flammen hier direkt nach dem Austreten des Gases natürlich und mystisch in der Dunkelheit zu bewundern, war schon etwas ganz Besonderes. Wären nicht die übermäßig vielen Menschen hier, wäre es schon fast romantisch.
Die Mienenarbeiter im Ijen Krater
Wer jedoch keine Gasmasken trägt, das sind die armen Schwefelminenarbeiter.
Da hier Schwefelwasserstoff in solch großen Mengen austritt, bildet sich auch ständig frischer elementarer Schwefel nach. Diesen könnte man zwar auch chemisch herstellen, der Abbau durch die Minenarbeiter ist aber günstiger.
Unter schwersten Bedingungen, mitten in der Nacht oder bei Hitze am Tag, bauen sie so viel Schwefel ab, wie sie tragen können und atmen dabei stets die giftigen Dämpfe ein.
Bezahlt werden die Arbeiter nach kg. Daher ist es nicht verwunderlich, dass sie so viel schleppen, wie sie nur tragen können.
80-90 kg (!!) trägt ein Minenarbeiter in seinen zwei Körben über der Schulter hoch! Das meist in zwei Runden! Dabei handelt es sich hier nicht um Muskelpakete, sondern schmächtige Indonesier.
Unachtsame Touristen im Ijen Krater
Als ob das Schleppen nicht schwer genug wäre, kommen da auch noch wir Touristen in den Krater. Bei manchen Personen hatte ich das Gefühl, dass sie sich nicht bewusst sind, in welcher Umgebung sie hier gerade sind.
Da sieht man einen Minenarbeiter mit schwerer Ladung schon meterweit vor sich den Weg rauf kommen und geht nicht zur Seite! Oder dachten die vielleicht das gelbe Zeug in den Körben sei Zuckerwatte? Ein Mal zugreifen bitte, damit der Aufenthalt am Ijen versüßt wird?!
Zum Glück gab es die Guides, die mit ihren „Miner, miner, miner“-Rufen und ihrem flinken Hin- und Hergehopse zwischen den Touris darauf achteten, dass die Leute Platz für die Arbeiter machten.
Die Bezahlung für die Schwerstarbeit im Ijen Krater
Die Minenarbeiter bauen den Schwefel selbst ab und tragen ihre Ladung vom Krater in Bast-Körben hinauf zum Kraterrand. Dort haben die Arbeiter kleine Karren, mit denen sie ihre kostbare Ladung ins Tal zum Wiegen und Verladen bringen.
Wobei kostbar relativ ist. Denn für 80 kg erhalten sie 100.000 IDR, laut unserem Guide. Das sind umgerechnet etwas über 6 €! Auch für indonesische Verhältnisse wenig.
Die Arbeiter sind natürlich nicht versichert, können sich auch keine Gasmasken leisten. Es sind meist Menschen ohne Ausbildung, die keinen Job finden und hier so gesehen auf freiberuflicher Basis einfach mit dem Schwefel-Abbau beginnen.
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Sonnenaufgang am Kraterrand
Nachdem wir das blaue Feuer zu Genüge bewundert hatten, ging es wieder rauf, um rechtzeitig ein anderes Feuer zu bestaunen: die aufgehende Sonne.
Der Aufstieg mit Maske war gar nicht so easy, weswegen sie bei mir recht schnell wieder unten war. Oben begrüßte uns ein wunderbarer Ausblick auf die umgebenden Vulkane, eine Wolkendecke auf der rechten Seite der Gipfelspitze und das Meer und Ausblick auf Bali auf der linken Seite.
Das größte Säurefass der Erde im Ijen Krater
Im Krater wiederum sah man jetzt, statt dem blauen Feuer und einer Schlange von Lichtern in nächtlicher Umgebung, nun eine graue Landschaft und den grauen Rauch der Solfatare, der sich von dem gelben Gestein drum herum absetzte.
Einen schönen Kontrast zu dem Gelb bildete der türkisene Kratersee des Ijen. Er wird auch das größte Säurefass der Welt genannt.
Der See sieht bei Tag mit seiner türkisenen Farbe sehr einladend aus. Doch handelt es sich hier um einen stark sauren (pH-Wert < 1), warmen, aber nicht heißen See.
Daher ist es vielleicht keine gute Idee dort baden zu gehen. Außer man braucht ein etwas kräftigeres Peeling. 😉
Ausblick vom Ijen Kraterrand
Die Ausblicke von oben auf die Umgebung waren herrlich. Ein Aufstieg bei Tag lohnt daher allemal, finden wir. Man kann dann in den Krater hinab und das Ganze bei Tageslicht bewundern. Und man entgeht den Massen, sieht aber eben das blaue Feuer nicht.
Die meisten Gruppen gingen wohl eher gleich zurück ins Tal, weswegen wir die Aussicht relativ entspannt genießen und ein bisschen umher spazieren konnten, bevor wir den schönen, aber auch anstrengenden Abstieg begannen.
Wen treffen wir denn da am Ijen Krater?
Als wir gerade die schöne Aussicht genossen, wen sahen wir da? Adrien und Adrey (wir hatten sie bei der Nachtbusfahrt von Parapat nach Bukittinggi auf Sumatra und in Yogyakarta getroffen) 🙂 Wir wussten, sie gehen auch zum Ijen, aber sie hier jetzt am selben Tag unter all den Menschen, die hier raufgeströmt waren, zu sehen, war schon witzig.
Noch ein Wasserfall oben drauf…
Als der Guide uns dann noch fragte, ob wir jetzt noch zu einem Wasserfall wollten, sagten wir und die meisten der Gruppe motiviert zu. Ich weiß auch nicht warum.
Angekommen am Wasserfall hingen wir nämlich alle, inzwischen war es 9 und heiß, wie eine Gruppe Halbtoter rum. Der Wasserfall war schön und sehr nett zum Baden, aber uns war jetzt nur noch nach Schlafen und nicht nach am Wasserfall Abhängen. 😉
Das war eine anstrengende Nacht
Wir machten dann deutlich, dass wir müde waren und fuhren alle in unser nettes Homestay in Banyuwangi zurück.
Dort wurden wir auch schon fröhlich begrüßt und gefragt was wir frühstücken möchten.
Nach einer Portion leckerem Nasi Goreng (gebratener Reis) und Mie Goreng (gebratene Nudeln), legten wir uns um 10 Uhr morgens total fertig ins Bett.
Gute Nacht. 🙂
Liebe Grüße Anna!
Zum Ijen haben wir kein Video für dich. Wir waren zu müde 😉
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Ich habe auch vor einigen zeit diese doku gesehen und konnte mich nicht mehr erinnern, wo und was es war. Danke für die Beschreibung
Gerne 🙂
Beeindruckende Fotos!
Danke. Beim Durchschauen haben wir auch nochmals festgestellt wie schön es dort oben war! Ich glaube wir waren ein bisschen zu müde, um es voll und ganz zu genießen.
Liebe Anna,
diese Tour klingt ganz nach unserem Geschmack! Den Ijen hatten wir uns gespart, weil wir zuvor gerade auf dem Sibayak waren. Das Schwefelfumarolen echt ätzend stinken, durften wir auch schon erfahren. Gut zu wissen, dass man dort Gasmasken braucht.
Ist schon krass, wie Touristen sich gegenüber den Trägern verhalten. Diese Ignoranz ist manchmal unerträglich.
Liebe Grüße
Alex
Liebe Alex,
falls ihr je wieder auf Java oder Bali seid, kann ich euch den Ijen nur wärmstens ans Herz legen. Dieser Ort ist etwas ganz Besonderes. Auch wenn mit gemischten Gefühlen wegen der rauhen Naturgewalt des Vulkans, der Aussicht nach Sonnenaufgang und der schwer arbeitenden Arbeiter im Krater.
Es ist bisweilen schon sehr überlaufen, das senkt den Reiz der Wanderung, aber andere wollen das blaue Feuer eben auch sehen.
Auf dem Sibayak waren wir auch 😀 ! Die Wanderung war herrlich! Aber der Ijen, ja der ist wirklich einmalig.
Liebe Grüße,
Anna