Was mache ich hier und wo bin ich?
Das ist die Frage, die uns jeden Morgen kurz nach dem Aufstehen durch den Kopf jagte. Bis dann der Moment der Klarheit folgte. Diesen Morgen waren wir aber verwirrt. „Kein Wind, sind wir noch in Windy Harbour“?
Ja waren wir noch. Es war nur eben nicht mehr windy. 😉
Uns hielt es in Australien selten zwei Nächte an einem Ort, da man alles „on the road“ besichtigen kann. Und danach musst du ja nicht mehr zurück, sondern bleibst – dank Van – einfach wo du gerade bist. Daher waren wir wieder unterwegs. Aber erst mal ein kleiner Spaziergang am Strand von Windy Harbour. Hier ist jeder Strand so schön, dass man eben kaum einen auslassen will.
Next stop, Spannung, Trommelwirbel: auch ein Strand. Der Salmon Beach. Das Wasser beim Salmon Beach ist zur entsprechenden Saison voller Lachse. Gerade war aber nicht Saison. Was uns aber egal war, denn fischen wollten wir eh nicht. Im Gegensatz zu den Australiern. Wenn man das Land entlang der Küste streift, bekommt man den Eindruck, dass das ein Volk der Fischer sei. Ist ja auch super sich von der Natur versorgen zu lassen und ganz frischen Fisch, der nicht aus einem Großfang stammt, zu essen.
Der Salmon Beach war jedenfalls eine der zahlreichen, wunderschönen Strand-Perlen Westaustraliens wie Greens Pool oder die Traumstrände rund um Esperance.
Nervige Fliegen in Australien: Eine Foltermethode folgt dir auf Schritt und Tritt
So wunderschön die Steilküste rechts und links. Dahinter die grüne Landschaft. Für die Ohren gab es das Meeresrauschen. Und dann noch ein Geräusch: ssssss. Da kitzelt mich was unterm Auge. Und jetzt wieder am Ohr. Oh nein! Im Ohr! Kaum weggewedelt, krabbelt es schon wieder an der Nase. Aaahhh!
Männo, die Landschaft war so wunderschön, aber wir konnten sie wirklich nicht genießen, weil hier die Fliegen – diese Mistviecher! – derart nervten. Oh nein, die nervten nicht nur. Die gingen dir wahrlich richtig auf die und auf den Nerven. Nicht nur im übertragenen Sinne, denn es kitzelte überall.
Manchmal konnte man fast ausflippen. Wie psychische Wracks fühlten wir uns dann. Die machten uns wahnsinnig! Die wollen in die Nase, die Ohren, die Augen. Alle verfügbaren Körperöffnungen halt.
Diese nervigen Fliegen, die überall reinkriechen wollen wo Schleimhäute sind, wären des Folterers Lieblingswerkzeug im Mittelalter gewesen. Ach ist doch nicht schlimm, denkt sich der Gefolterte kurz bevor die Fliegen auf ihn losgelassen werden. „Du wirst schon sehen“, weiß aber der Folternde!
Hier in Westaustralien, im 21. Jahrhundert, wirst du dem Grauen des Mittelalters andauernd ausgesetzt. Das ist so nervig und unangenehm.
Es gab Orte, da waren nur wenige Fliegen und diese nervten nicht so. Manchmal waren sie gar nicht da. Aber hier und da versauten sie es dir einfach voll und ganz!
Da hilft nichts außer ins Auto zu steigen. Ins Auto folgen sie zum Glück so gut wie gar nicht. Das ist selbst bei offener Tür die beste Zufluchtsstätte.
Jedenfalls standen wir gerade so an diesem wunderschönen Salmon Beach, wollten ihn genießen, einen Spaziergang machen, aber wir ließen es. Die Fliegen hatten gewonnen – oder auch nicht – denn jetzt hatten sie niemanden mehr, auf dem sie rumkriechen konnten.
Wir schauten noch zu den fantastischen Klippen um die Ecke, fuhren dann weiter und sagten erst mal „ätsch“ und „tschüss“ zu den Fliegen.
Ich hatte uns mal wieder ein hübsches Örtchen für eine Kaffeepause und das Mittagessen rausgesucht
Nur Autofahren am Stück, pfff, wer macht denn sowas. Daher ein Päuschen hier, ein Stopp da, Landschaft genießen. 😊
Das Kaffeepausenplätzchen hieß Snake Gully, sowie 3 km weiter der Big Tree Grove. Ich hatte es einfach als kleines markiertes Highlight in der App „maps.me“ gefunden. Es war ein Ort der völligen Ruhe im Wald.
Snake Gully, ein Aussichtspunkt an dem man es sich auf einer sehr behaglichen Bank gemütlich machen und die Sicht über und zwischen die Karribäume genießen konnte. Am Big Tree Grove tranken wir, umgeben von einigen der größten Karribäume der Gegend, unseren Kaffee.
Na gut, genug pausiert, weiter geht‘s…
Aber es wäre ja nicht ich, wenn ich uns nicht wieder interessante Stopps auf unserem Weg gefunden hätte.
So legten wir unser Mittagessenspäuschen bei den Fernhook Falls ein. Ist das nicht herrlich immer an Orten Mittagspause zu machen, an denen es schön ist? Ganz spontan? Also auf! Auch ihr müsst Campen gehen! 🙂
Unser eigentliches Ziel heute aber war wieder ein Mount, der Mount Frankland. Also mit anderen Worten wieder ein Stein in der Landschaft, der so tut als wäre er ein Berg. Diese Anhöhe wird, auch heutzutage noch, zur Beobachtung von Buschfeuern genutzt.
Plötzlich, auf dem Weg zum Mount Frankland, wurde die Welt um uns orange…
Ihr Doofies, das ist ein Sonnenuntergang, denkst du dir jetzt? Haha 😐 . Nein, es war nicht der Sonnenuntergang, es war 15 Uhr.
Hat die Sonnen jetzt ihr Dasein gefristet? Dreht die Erde sich jetzt schneller? Geht die Welt unter? So fühlte es sich an.
Wir hatten da schon eine Vermutung, aber sich ein bisschen eine SciFi-Stimmung beim Wandern aufzubauen, schadet ja nicht. 😎
Oben angekommen wurde das Rätsel gelöst und unsere Vermutung bestätigt: Rauch filterte das Sonnenlicht. Irgendwo gab es einen Buschbrand.
Die Aussicht von oben war grandios. Nur eines trübte sie. Nein, dieses Mal waren es nicht die Fliegen. Es war der Ausblick auf abgebrannte Waldflächen und eben der Rauch in der Luft. Hier und da stieg noch ein wenig Rauch auf. Das Bild machte uns traurig. Passte aber auch irgendwie zu unserer Weltuntergangsstimmung. Wir drehten uns um und genossen den Blick auf die intakten Waldflächen, mit der Hoffnung, dass es diese nicht erwischen würde.
Später sahen wir es direkt an der Straße: eine riesige Rauchsäule, groß wie ein Atompilz. Na gut, den Vergleich können wir nun wirklich nicht machen, haben immerhin noch keinen Atompilz live gesehen. Aber so kam es uns vor. Und es schockierte uns umso mehr.
Anscheinend ging dieser Brand erst richtig los, als wir schon wieder unterwegs waren. Sonst hätten wir diesen riesigen Brand doch vom Felsen gesehen.
Wie sich herausstellte, war der Brand, den wir gesehen hatten ein geplanter Brand (mehr dazu in der Infobox unten). Machte die Sache jetzt auch nicht besser. Schon traurig, wenn man Feuer absichtlich legen muss, um ein nur noch größeres Übel zu vermeiden.
Ein Sack voll Holz
Diese Nacht verbrachten wir wieder in der Nähe eines Strandes. Der Camp Ground am Parry Beach war mit seinen 8 $ pro Person deutlich günstiger als andere Campingplätze. Mit seinen verzweigten Baumdächern war er verspielt romantisch. Aber dadurch auch nur geeignet für Fahrzeuge bis 2,7 m Höhe. Puh, Glück gehabt mit unseren 2,65 m passten wir also gerade noch so hinein. Und der Camping Platz lag wieder direkt am Strand. Wie herrlich ist das denn?
Wir liebten Lagerfeuer und kühl war es abends auch. Wir kauften uns also einen Sack voll Holz bei den Caretakern vom Campingplatz. Zwar gab es öfter gratis welches, aber nicht immer, wie eben heute. Und es war so schön und angenehm am Feuerchen zu sitzen. Was wir nicht wussten ist, dass das nächste Shire (sowas wie ein Regionalbezirk), in das wir fahren würden und alle folgenden, aufgrund der Jahreszeit, bereits ein totales Feuerverbot verhängt hatten. Daher konnten wir ab dem nächsten Tag nie wieder ein Feuerchen machen. Wir fuhren also die nächsten 3 Wochen einen Sack voll Holz mit uns herum. Sollen wir mal ausrechnen wieviel Sprit wir deshalb mehr verbraucht haben? Lieber nicht. 😉
Hier kannst du unsere Route zu diesem Beitrag nachschauen:
Liebe Grüße Anna & Chris!
Unser Video hierzu findet ihr unten.
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