Turtle Island Selingan: sooo viel Sand und keine Förmchen…

Kennt ihr diesen Witz? Eigentlich mehr süß als witzig, mussten wir daran denken, als wir Selingan ansteuerten.

Ein Tiger und eine Schildkröte spazieren in der Wüste.
Nach einer längeren Strecke sagt die Schildkröte kopfschüttelnd: „Nee, nee, nee!“
Der Tiger: „Was ist denn?“
Darauf die Schildkröte: „Nee, nee, nee!“.
Der Tiger fragt wieder: „Was hast du denn?“
Die Schildkröte antwortet abermals: „Nee, nee, nee!“
Tiger: „Ach halt die Klappe!“
Die Schildkröte ist erstmal ruhig.
Nach einer halben Stunde fängt sie wieder an: „Nee, nee, nee!“
Jetzt reicht es dem Tiger und er sagt: „Wenn du mir nicht sofort sagst, was du hast, fresse ich dich auf!“
Darauf die Schildkröte: „Nee, nee, nee! Soviel Sand und keine Fööörmchen!“

Turtle Island Selingan, die Brutstätte zahlreicher Meeresschildkröten

Mindestens eine Schildkröte kommt jede Nacht nach Selingan, um ihre Eier abzulegen. Verschiedenste Arten brüten in dieser Region.

Auf Selingan sind das dann hunderte bis tausende Eier, die pro Nacht in der Hochsaison gelegt werden. Kein Wunder, wird die Insel auch „Turtle Island“ genannt. Da wollten wir hin!

Wir waren inzwischen in der Stadt Sandakan.

Ein Ort, über den uns schon in anderen Regionen von Malaysiern vorgeschwärmt wurde. Denn hier sollte es das beste und günstigste Seafood Borneos geben.

Wir sind jetzt nicht sooo die Seafood-Enthusiasten, können euch somit die Aussage nicht bestätigten. Müsst ihr schon selbst probieren. 😉

Daher sahen wir die auf Stelzen über dem Meer gebauten Häuser, welche die besten Seafood-Restaurants der Stadt beheimaten sollten, nur vom Boot aus – auf unserer Fahrt Richtung Turtle Island.

Turtle Island: Fast schon Philippinen

Selingan liegt fast schon in philippinischem Seegebiet und gehört, mit zwei weiteren Inseln, zum Turtle Islands National Park (Taman Pulau Penyu).

Der Strandbereich Selingans ist ein kleines Paradies! Hier würde ich als Schildkröte auch geboren werden wollen. Da ist man stolz auf seine Wurzeln. 🙂

Für uns war es auch gut so, dass uns hier tagsüber ein optischer Genuss geboten wurde. Denn die Turtle Island ist so klein, dass man dort sonst nicht viel machen kann. Und der Tag ist lang, bis es endlich dunkel ist und die Schildkröten kommen.

Würden sie nämlich tagsüber kommen, wäre das nicht nur offensichtlich für Feinde, sondern sie würden auch überhitzen, bevor sie überhaupt ein Ei legen könnten.

Chillen am Strand von Selingan

Wir mussten also warten und es war Chillen am Strand angesagt. Auch mal gut, so eine Zwangspause. Ähm ok, wir geben es zu, wir hatten unsere Laptops dabei. Räusper.

Den Nachmittag genossen wir mit einem Spaziergang am Strand von Selingan. Baden durfte man sowieso nur in einem kleinen abgegrenzten Bereich.

Schade, denn wenn man schon hier ist, hätte sich vielleicht die Möglichkeit ergeben mit Schildkröten zu schnorcheln.

Jedoch in Ordnung so, denn die fürs Baden zugänglichen Bereiche hat man aufgrund gefährlicher Unterströmungen eingegrenzt.

Turtle Time auf Selingan

Nach dem Abendessen war Warten angesagt. Warten und warten und warten… Bis dann endlich der Ruf kam: „It’s turtle time“.

Eine Schildkröte von vielen, die hier ihre Eier ablegen, wurde von einem Ranger freigegeben, um von Touristen beobachtet zu werden.

In Trance

Es heißt, die Schildkröten seien wie in Trance, während sie ihre Eier legen.

Und das war sie: Tief versunken in ihre Eiablage.

Sie regte sich nicht, schnaufte nur. „Ach ist das anstrengend“, vermittelte uns dieses Schnaufen, kurz bevor die nächste Ladung weicher, weißer, tischtennisballgroßer Eier in die Grube fiel.

Plopp, plopp, plopp

Schon griff der Mitarbeiter nach den Eiern und legte sie sicher in einen Eimer. Zum Glück bekam die Schildkröte das nicht mit.

Sie entspannte sich nur kurz, bevor ein Schnaufen die nächste Ladung ankündigte und mit einem plopp, plopp, plopp, plopp, plopp wieder Eier in die Grube fielen.

88 Eier…

…hatte die Schildkröte in dieser Nacht dort abgelegt. Starke Leistung.

Wenn man aber weiß, dass es nur ein winzig kleiner Bruchteil ihres Nachwuchses tatsächlich schaffen wird, zu großen Schildkröten heranzuwachsen, wird einem gleich ganz traurig ums Herz.

Die Schildkröten-Mama war mittlerweile fertig mit der Eiablage und verschloss die leere Grube.

Bevor sie ihre ganze Kraft aufbrachte, um sich wieder Richtung Meer zu schieben, wurde sie noch von dem Mitarbeiter vermessen.

Dann ging es los

Uff ist das anstrengend. Das ist mal so gar nicht meine Fortbewegungsart.

Hier bin ich so schwer und dieser Widerstand und der Sand, ganz anders als das liebe Meerwasser. Ich will endlich zurück.

Aber natürlich schaffte sie es wieder zurück ins Meer.

In dieser Nacht wurden über 800 Eier abgelegt. Den Abend zuvor waren es über 1000.

Die Hatchery von Selingan

Die eingesammelten Eier werden – geschützt durch einen kleinen Zaun – in der Hatchery vergraben. Die Hatchery Selingans ist nochmals von einem Zaun umgeben, um den Eiern doppelten Schutz zu geben.

Immerhin leben auf der Insel auch Warane, die zu diesem saftigen Leckerbissen nicht Nein sagen würden.

Aber einer der Hauptgründe, warum man diesen gesamten Aufwand betreibt ist der Mensch.

Schildkröteneier sind in der asiatischen Kultur eine Delikatesse.

Auf Borneo ist, dort wo Schildkröten zu Eiablage kommen, der illegale Handel mit Schildkröteneiern noch sehr präsent.

Zum Beispiel in der Stadt Sandakan in der Nähe von Selingan, aber auch auf den Märkten Kota Kinabalus.

Der Handel ist gesetzlich verboten. Das Geschäft ist aber zu lukrativ.

Der Schaden für die Schildkröten immens.

Männchen oder Weibchen?

Das Geschlecht der kleinen Schildkröten hängt von der Brut-Temperatur ab.

Höhere Temperaturen bringen weibliche Hatchlings (=Babyschildkröten) hervor.

Die Hatcheries auf Selingan sind nicht überdacht, dafür aber auf den Nachbarinseln, die auch zum Nationalpark gehören.

Männer sind also deutlich in der Unterzahl auf der Turtle Island Selingan.

Baby Schildkröten

Wir hatten noch einen zweiten Programmpunkt an diesem Abend.

Es waren kleine Schildkröten geschlüpft, die jetzt ganz dringend ins Meer wollten.

Manche von ihnen wollten da so dringend hin, dass sie den kleinen grünen Zaun, der ihre Eier umgab, überwunden hatten.

Gut, dass es noch den großen Zaun gab, denn den langen Weg bis zum Meer hätten sie schwer geschafft.

Eine kleine Schildkröte fanden wir am nächsten Morgen tot im Gras. Wahrscheinlich war sie unbemerkt komplett aus der Hatchery ausgebrochen und hatte den weiten Weg nicht mehr geschafft. 🙁

Auf ins Meer!

Alle frisch geschlüpften Schildkröten wurden in einem Körbchen eingesammelt und dann durch den Ranger zum Strand gebracht, wo sie ausgesetzt wurden.

Wir durften dabei zusehen, aber keine Schildkröten anfassen. Nur den Schildkröten, die sich schwer taten oder in die falsche Richtung gingen, durften wir einen Stups in die richtige Richtung geben.

Sie waren allesamt so unglaublich niedlich, diese winzigen Dinger, die sich im Sand vorwärts Richtung Meer schoben.

Und so etwas soll alleine im Meer überleben?

Über die Zeit zwischen dem ersten Kontakt mit dem Meer und dem Heranwachsen zu großen Schildkröten weiß man anscheinend so gut wie gar nichts. Das große Schildkröten-Geheimnis.

Wir beobachteten sie dabei wie sie kämpften, um ans Wasser zu gelangen, mit ihren Mini-Flossen den Sand wegschoben und dann endlich erwischte sie eine Welle und nahm sie mit. Juhu.

Oder doch nicht? Hier und da wurde eine Schildkröte wieder angeschwemmt und die schwere Arbeit begann von vorn.

Das Erwachsenenleben beginnt

Man hatte fast schon ein schlechtes Gewissen sie ins Meer zu entlassen, obwohl es das Richtige ist.

Aber wenn man weiß, dass die meisten der süßen Dinger nicht überleben werden, kann man nicht anders als kurz traurig zu sein.

Vor allem wenn man die kleinen, die sowieso schon zu schwach sind es selbst ins Wasser zu schaffen, noch in die richtige Richtung schubst. Da tut einem das Herz weh.

Alles Gute ihr Süßen auf eurem langen, geheimnisvollen Weg in den Weiten des Meeres und der Ozeane.

Liebe Grüße Anna & Chris!

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Touren zur Turtle Island (Selingan)

Am besten direkt über Crystal Quest buchen.

Karte von Selingan
Karte von Selingan


Achtung: 
Alle anderen Anbieter haben höhere Preise! Crystal Quest ist der Direktanbieter. Wir waren in der Nebensaison (Oktober) da. Ein frühzeitiges Vorbuchen war daher nicht nötig und die Insel war nicht überlaufen.

Einen Guide brauchst du nicht! Die Eiablage und das Freilassen der Baby-Schildkröten begleitet und erklärt sowieso ein Ranger.

Kontaktdaten Crystal Quest:

  • E-Mail: cquest1996@gmail.com
    Die Mitarbeiter lassen sich mit der Beantwortung von E-Mails allerdings sehr sehr viel Zeit. Daher am besten anrufen.
  • Telefon: (6089) 212 711 / 221 657
    oder persönlich vorbeischauen.
  • Adresse:
    Bangunan Sabah Park Jeti
    Jalan Buli Sim-sim
    9070 Sandakan
    (ca. 15 Minuten zu Fuß vom Zentrum in Sandakan)

Kosten (Nebensaison):

  • 614,2 MYR für zwei Personen.
    Inklusive Bootstransfer, Übernachtung, Videopräsentation, Führung und Anweisung durch die Ranger vor Ort.
  • Zusätzliche Kosten:
    60 MYR Conservation Fee für den Nationalpark pro Person
    10 MYR Camera Fee

Anfahrt:

Speedboat von Crystal Quest fährt täglich um 9:30 von der Jetty bei Crystal Quest (siehe oben). Zurück geht es am nächsten Tag bereits um 7:00.

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Gabriela De
6 Jahre her

herzzerreißend die Geschichte… und sooo schön, ich wäre auch gerne dabei

Susi
6 Jahre her

oh ja wie süß, drück den kleinen Schildkrötis die Daumen, man was erlebt Ihr für tolle Dinge!

Susi
6 Jahre her

P.S. Ihr habt wohl auch noch ´ne Drohne dabei… 🙂 …cooles Video