Die Überlegungen

Bei unserer Reise ist ja gar nichts vorgeplant. Entschieden wird spontan bzw. wenige Wochen zuvor, wo es als nächstes hingeht. Trotzdem hat man so etwas wie eine „da will ich hin“ Liste. Die ist natürlich laaang. Die Welt ist zu groß, selbst wenn man plötzlich so viel Zeit zum Reisen hat wie wir.

So muss man halt auch Dinge ausschließen. Fällt nicht leicht. Z.B. sagten zwei Kollegen vor der Abreise zu mir, wir müssten unbedingt nach Afrika. Würden wir so gerne, wirklich! Aber wir können nicht von Kontinent zu Kontinent rasen.

Australien, da waren wir auch noch nie. Wollen wir hin. Ist teuer und gerade ist uns mehr nach fremden Kulturen, setzen wir mal ganz unten auf die Liste. Machen wir vielleicht irgendwann. Wann auch immer.

Also hatten wir uns gedanklich für die ersten 6 Monate unserer Reise auf Südostasien festgelegt.

Aber dann kam der November und die Frage: Wo gehen wir hin, wenn das Thailand Visum ausläuft und von wo fliegen wir für einen Weihnachtsbesuch nach Hause? Die Flüge werden ja nicht billiger. Den Flug nach Europa sollte man daher auch langsam buchen.

Also weiter nachdenken.

Myanmar. Oh Ja. Da will ich auf jeden Fall hin und alle schwärmen so davon. Hätte sich eigentlich angeboten, wenn man in Chiang Mai, also eh schon fast an der Grenze dazu ist. Aber das wussten wir in dem Moment noch nicht wirklich, dass wir dort sein werden.

Mit dem wunderbaren Indonesien waren wir noch lange nicht fertig. Also Rückflug von Jakarta? Oder von Kuala Lumpur? Ist ja ein gutes Drehkreuz für die südostasiatische Ecke. Egal wo wir dann gerade sind. Oder Philippinen, Laos, Nepal oder, oder, oder… hach so viele Möglichkeiten.

Aber irgendwie war uns im November, nach nun 4 Monaten Südostasien, nach etwas Anderem. Wir lieben Südostasien noch immer. Aber so ein bisschen Abwechslung wäre gut.

Uns kam Taiwan in den Sinn und Japan. Teuer aber das wollen wir unbedingt mal machen. Und dann auch mal so richtig nach Asien rein, das wäre doch was! Spüren was es bedeutet, wenn die Menschen dich nicht verstehen. Asiatische Schriftzeichen überall. Juhu das machen wir.

Aber im Dezember ist es auch in Japan kalt! Brrr. Doof. Hmm, ok. Dann doch nicht Japan. Kalt ist ja nicht schlimm, aber zu kalt, um die Reise zu genießen, dann doch.

Süd-Taiwan wäre im Dezember zumindest noch warm genug. Aber der Norden, bibber, auch kühl im Dezember. Frieren statt Flanieren in Taipeh bei unter 15 Grad. Ok ihr friert gerade in Deutschland simmt’s? Und ich rede hier von „kalten“ 15 Grad. Aber eben zu kalt für angenehme Besichtigungen. Und so groß ist Taiwan auch nicht, dass wir den ganzen Dezember im Süden verbringen könnten.

Dann fiel das Wort „Australien“. Die Flüge von Asien sind meist recht günstig dorthin. Weit ist es auch nicht mehr. Hmm. Bisher war das so gar nicht in unserem Fokus, aber why not?

Doch Australien ist so riesig! Wieviel Zeit hätten wir denn noch bis Weihnachten übrig, wenn wir sofort abreisen würden, nach unserem Treffen mit Eva? 5 Wochen. Lohnt sich doch irgendwie nicht für das riesige Australien. Oder? Aber warum eigentlich nicht? Nur weil man jetzt mehr Zeit hat, sind 5 Wochen doch trotzdem nicht wenig! Irgendwie ändert sich so die Wahrnehmung, wenn man lange unterwegs ist.

Jetzt wo das potentielle neue Reiseziel ausgesprochen war, keimte da ein kleines Vorfreude-Pflänzchen in uns.

Innerlich hatten wir uns schon festgelegt. Und dann postete auch noch Susandra aus Australien (hatten wir in Harau Valley auf Sumatra kennengelernt) tolle Fotos aus Australien, auf denen sie uns verlinkte und schrieb, dass wir an diese Orte unbedingt müssten, wenn wir je in dieser Ecke von Australien sind. Was für ein Zeichen. Sie hatte uns ja schon auf Sumatra mit fantastischen Fotos gehirngewaschen, so dass Australien auf unserer Wunschliste weiter nach oben gerutscht war. Jetzt hatten wir richtig Lust drauf und dachten uns nur: „Hoffentlich klappt’s“!

Wir überlegten, welche Region zu der Zeit sinnvoll wäre, checkten Flüge, sinnierten wie wir am besten von a nach b kommen und was man grob in 5 Wochen schaffen kann. Und dann beschlossen wir es: In den Westen / Süd-Westen würde es gehen!

Das Visum wurde beantragt und die Konten geplündert: Flug nach Perth. Gebucht. Flug nach Deutschland. Gebucht. Zug nach Österreich (für Anna). Gebucht. Camper Van. Gebucht. Uj. Die Kreditkarten glühten, wir schwitzten. Das tat weh. Tat aber auch gut! Wir freuten uns riiiiesig. Wie zwei Kinder vor Weihnachten. Und irgendwie war es ja das Weihnachtsgeschenk an uns selbst. Australien wir kommen!

Anflug auf die große, braune, kahle Fläche…

Von Chiang Mai flogen wir nach Bangkok, von Bangkok nach Kuala Lumpur und von Kuala Lumpur mit einem AirAsia-Nachtflug nach Perth. Sooo unbequem war es dann gar nicht, aber nach einem Tag und einer Nacht Reise kamen wir total fertig um 5 Uhr morgens in Perth an.

Von oben sah Westaustralien aus, als würden wir nur ein großes, braunes, flaches, nichts bietendes Stück Erde anfliegen. Kaum vorstellbar, dass es da unten interessant sein soll. Aber diese Erfahrung haben wir schon mal gemacht, beim Anflug auf die zauberhafte Insel Lanzarote. Nur um uns von der unglaublichen Vielfalt, vom Farbenreichtum und der atemberaubenden Schönheit der Insel in den Bann ziehen zu lassen.

Raus aus dem Flieger, kurze Passkontrolle, Visum hatten wir ja schon elektronisch. Dann noch zum Bio-Kontaminations-Schnüffel-Hund. Man war der süß. Schnüff, schnüff, schnüff. Anscheinend hatten wir nichts anhaften. Der knuffige Wauwau ließ uns durch und wir waren drin: In Australien! Zum ersten Mal! Genauer gesagt im riesigen Staat Western Australia. Flächenmäßig ca. ¼ so groß wie gesamt Europa. 😯

Hätten wir nicht gedacht, dass es uns bei dieser Reise hierhin verschlägt. So läuft es eben ohne Plan, besser als gedacht!

Angekommen im Stadtzentrum erwartet uns ein verschlafenes Perth

Es war Sonntagmorgen und natürlich noch viel zu früh, um in das vorgebuchte Hostel einzuchecken. Daher kauften wir uns sehr teure, aber megaköstliche Rasperry Almond Croissants in der trendy Bakery der Gegend und legten uns total übermüdet für den ganzen Vormittag in einen Park.

Auf den Park-Toiletten merkte man schon etwas, was sich die nächsten Wochen bestätigen sollte. Die öffentlichen Toiletten in West-Australien sind immer gut mit Toilettenpapier ausgestattet und die Australier gehen eindeutig reinlicher mit ihren Toiletten um, als es in Deutschland üblich ist.

So angenehm sauber, da hat man keinerlei Bedenken. Und nach 4 Monaten Südostasien waren diese Toiletten wie ein Segen! Wir hatten uns bei unserem ersten Camper-Einkauf mit Toilettenpapier eingedeckt. Waren eben noch voll auf Asien getrimmt, als wir die Einkaufsliste machten. Egal wie abgeschieden die Toilette auch lagen, ein Vorrat an Toilettenpapier war immer da. Wir funktionierten unseren Vorrat als zu Taschentuchrollen um, zu ihrem eigentlichen Zweck brauchten wir ihn ja nicht. 😉

Perth war schön, sehr angenehm und irgendwie eine Kleinstadt, die sich als Großstadt tarnt. Nicht nur sonntags verschlafen! Die Geschäfte machten schon um 17:30 unter der Woche zu! Außer am langen Freitag. Daran mussten wir uns erst mal gewöhnen, nach all den täglich bis 22 Uhr geöffneten Läden und den 24/7 geöffneten Lebensmittelgeschäften in Asien.

Auch an die Preise mussten wir uns langsam gewöhnen. Zum Beispiel an das teure Hostel, was eigentlich schon eines der günstigeren war.

Für diesen Preis hatten wir in Kuching (Malaysia) ein Zimmer in einem angesehenen Hotel gehabt. Direkt im Zentrum mit Blick auf den Fluss und das Treiben der Stadt, inklusive Fitnessraum und Außenpool!

Und was hatten wir hier? Ein enges, graues, hellhöriges Zimmer ohne Fenster, mit Doppelstockbett. Gute Lage, aber Gemeinschaftsbad und wenig Platz. Dafür natürlich eine große Gemeinschaftsküche. Wir mochten es auf seine eigene Art trotzdem. Freuten uns aber jetzt auch immens auf unsere Zeit im Camper.

Wir hatten uns dafür entschieden Australien mit dem Auto zu bereisen

Gute Entscheidung. Auf unserem bisherigen Weg in Australien Richtung Osten ist uns bisher kein einziger Bus begegnet! Schienen haben wir immerhin hier und da überquert. Aber für uns stand diese Art der Fortbewegung außer Frage, wenn auch teuer. Ohne Auto kommt man fast nirgends hin, außer zu einigen Highlight-Ausnahmen im Rahmen von Touren vielleicht. Zudem braucht man einfach deutlich länger.

Auto kaufen ist hier oft eine Option für Traveller. Das kam uns nur kurz in den Sinn. Das ist allemal die beste Alternative. Aber nicht, wenn man „nur“ 5 Wochen hat. Bei einigen Monaten ja! Absolut! Bei wenigen Wochen würde die Zeit auf die Suche, den Kauf und das Herrichten des Autos verloren gehen, bevor wir überhaupt irgendwas gesehen hätten. Also nein, keine Option.

Wir hätten uns einfach ein Auto mieten und Zelte besorgen können, aber wir entschieden uns für die bequeme Variante. Ein Camper-Van sollte es werden.

Beim Wort Campen musste ich an eine Kollegin denken, die mir stets nach den Sommerurlauben von ihren tollen Trips an der französischen Atlantikküste erzählte. Vom Austern schlürfen, leckeren Weinen und fantastischen Landschaften. Einfach herrlich. Will ich auch irgendwann mal machen, dachte ich mir jedes Mal. Jetzt freute ich mich darauf Süd-West-Australien mit dem Camper zu erkunden. Frankreich muss warten.

Da die einfachste Kategorie an Vans, die es gab überall schon ausgebucht war, buchten wir uns die etwas teurere Variante. Auf Allrad verzichteten wir aber. Viel zu teuer! In Westaustralien kommt man auch gut ohne durch. Auch wenn man einige Dinge nicht machen kann, aber man verpasst zumindest keine Highlights.

Wir haben die richtige Entscheidung getroffen. Wir sind bis heute sehr glücklich mit dem Camper! Wir lieben das Camperleben! Wir freuen uns auch auf jeden Kaffee, jedes Frühstück, Mittag- und Abendessen, das wir unterwegs genießen. An Orten, die uns zurufen: Mach ein Pick-nick hier.

Wir packten unsere Rucksäcke zum letzten Mal für die kommenden 4,5 Wochen…

…und zogen los Richtung Autovermietung. Nach vielen Erklärungen und blablabla ging es endlich los. Juhu wir waren so vorfreudig, dass wir uns das hier gönnten, das glaubt ihr gar nicht.

Dann überlegten wir uns mögliche Menüs für die nächsten Tage (nicht so einfach mit der eingeschränkten Ausstattung, aber wir wollten uns nicht nur von Dosenfutter ernähren!) und erledigten unseren ersten Einkauf für unsere kleine fahrbare Küche. So alltägliche Dinge, die plötzlich so viel Spaß machten! Und wir fuhren los.

Da es schon Nachmittag war, fuhren wir eigentlich nicht weit. Bei Dunkelheit in Australien fahren, wollten wir aufgrund der vielen Tiere in den nächsten Wochen möglichst vermeiden. Wir visierten einfach einen Campingplatz an, der in unserer geplanten Richtung lag, auf der Karte nett aussah (neben einem See!) und gute Bewertungen hatte. Die App WikiCamps war dabei echt eine super Hilfe!

Der Campground alleine war für uns schon ein erstes Highlight. Das erste Mal die australische Natur um sich. Unser Stellplatz war wunderbar umgeben von Bäumen. Und der Stausee war mit seiner hellblau-türkisenen Farbe auch wunderschön.

Uns besuchten grüne Vögel (Papageien?) und hatten keine Scheu (siehe auch erster australien Vlog). Wir hatten schon die Vermutung, dass uns die Zeit mit dem Camper gefallen würde. Noch sind wir unterwegs, während ich das schreibe und bisher ist es eine fantastische Zeit! Erlebt sie in den folgenden Beiträgen (und natürlich Videos) mit uns mit!

Liebe Grüße Anna & Chris!

Das erste Video aus Australien und gleichzeitig die Vorstellung unseres gemieteten Camper-Vans für die folgenden 4,5 Wochen, kannst du dir hier anschauen. Viel Spaß damit!

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Gabriela De
6 Jahre her

Wie immer interessant und einladend geschrieben. Und aufpassen: Ansteckungsgefahr! Vielleicht probieren wir auch zu campen 😎

Susi
6 Jahre her

Frankreich freut sich auf Euch!…irgendwann . Drücker nach „Down Under“