Orang-Utans auf der zweiten der beiden einzigen Inseln der Welt auf denen sie vorkommen zu sehen und den kleinsten Bären der Welt aufzusuchen, das war unser nächstes Ziel. Und es gibt einen Ort, an dem beides gleichzeitig möglich ist.
Nach unserem aufregenden Flug von Kudat, bestellten wir uns ein Grab-Taxi und steuerten das Örtchen Sepilok (eigentlich kein Ort, sondern nur eine Straße) an, wo sich das Orang-Utan Rehabilitation Centre und das Bornean Sun Bear Conservation Center befanden.
Sepilok Orang-Utan Rehabilitation Centre (S.O.R.C.)
Wir hatten ja bereits bei unserem Sumatra-Aufenthalt Orang-Utans in freier Wildbahn gesehen. Auch wenn das, was wir vor Ort erlebt hatten, nicht ganz unseren Erwartungen von „freier Wildbahn“ entsprach, war es ein wunderbares Erlebnis.
Diese „Menschen des Waldes“ (das heißt Orang-Utan nämlich auf Malaysisch bzw. Indonesisch) ziehen dich einfach in ihren Bann und es war etwas ganz Besonderes, sie in ihrem natürlichen Lebensraum zu beobachten. Nicht nur, weil sie vom Aussterben bedroht sind, sondern, weil sie nur auf diesen beiden Inseln, die wir bereist haben, vorkommen: auf Sumatra (lese hier mehr zu unserem Dschungel Trek in Bukit-Lawang) und auf Borneo.
Seit einigen Jahren sind sich die Wissenschaftler einig, dass es sich bei diesen zwei Insulanern sogar um zwei verschiedene Arten handelt: Pongo abelii (Sumatra Orang-Utan) und Pongo pygmeus (Borneo Orang-Utan). Ganz aktuell, seit 2017, unterscheidet man zusätzlich eine dritte Art: den Tapanuli Orang-Utan, der in der Nähe des Danau Toba auf Sumatra lebt.
Wir wollten diese faszinierenden Tiere nochmals sehen und haben dadurch auch die zweite von drei Arten zu Gesicht bekommen. Das haben wir natürlich sofort erkannt, dass es sich hier um eine andere Art handelt. 😉
Orang-Utans: eine bedrohte Tierart
Mit dem Sepilok Orang-Utan Rehabilitation Centre kurz S.O.R.C. haben wir uns dieses Mal bewusst dafür entschieden, diese bedrohte Tierart nicht wirklich in freier Wildbahn, sondern in einem Reservat aufzusuchen. Die Bedrohung des Orang-Utans hat viele Ursachen. Die eine ist, wie auch beim lieben Nasenaffen, die Verkleinerung seines Lebensraums, auch hier v.a. wieder durch Palmöl-Plantagen. Eine andere Ursache ist, wie so oft, der Mensch: Handel und Jagd, sowie das Halten von Jungtieren, bedrohen diese Affenart. Diesem Faktor widmet sich das S.O.R.C.. Aus Gefangenschaft befreite oder verletzte Orang-Utans und v.a. verwaiste Jungtiere werden hier aufgezogen.
Eine intensive Mutter-Kind Beziehung
Orang-Utans werden normalerweise von ihrer Mutter bis zum Alter von ungefähr 6-10 Jahren aufgezogen. So lange benötigt das Jungtier, um alleine im Wald zurechtzukommen. Eine Mutter würde ihr Junges in diesem Alter nie zurücklassen. Unter allen nicht menschlichen Säugern, ist die Mutter-Kind-Beziehung bei Orang-Utans die intensivste. Bis zum Alter von 5 Jahren werden die kleinen teilweise noch getragen und sogar manchmal bis 6 noch gesäugt. Das S.O.R.C. nimmt die durch Handel und Jagd verwaisten Jungtiere auf und versucht ihnen das Muttertier zu ersetzen. Es bietet ihnen einen neuen Lebensraum und versucht ihnen alle nötigen Fertigkeiten für das Überleben beizubringen. Ein sehr langwieriger Prozess.
Sepilok: Ein Ersatz fürs Muttertier
Die erste Stufe, direkt nach der Ankunft, ist eine medizinische Prüfung und eine Quarantäne, um mögliche mitgeschleppte Krankheiten auszuschließen und eine Übertragung auf andere Jungtiere zu vermeiden. Dann werden die kleinen Menschenaffen, abgeschieden von der Öffentlichkeit, aufgepeppelt und erzogen, bis sie bereit sind in die „Nursery“ entlassen zu werden.
Die „Nursery“ ist ein kleiner Außenbereich, in dem sie lernen zu klettern, Futter zu finden und Nester zu bauen. Dinge eben, die ihnen sonst ihre Mutter beigebracht hätte. Besucher können das aus einem verglasten Gebäude beobachten.
Erster Schritt in die Freiheit
Sobald sie bereit sind, werden sie in die „Outdoor Nursery“ transferiert. Dort erlangen sie mehr Freiheit und müssen somit deutlich selbstständiger sein. Im letzten Abschnitt erlangen sie komplett die Freiheit und können sich ins 4.294 Hektar große Kabili-Sepilok-Reservat zurückziehen. Um den Übergang zu vereinfachen, erhalten sie in der Nähe des S.O.R.C., auf der Plattform A, zu bestimmten Zeiten Futter. Aber nur von einem Pfleger, der Handschuhe und Atemschutzmaske trägt. Die Nahrung wird nur dort abgelegt, holen müssen sich die Affen das Futter schon selbst. Es wird nicht mehr gefüttert.
Touristen dürfen die Tiere hier auf gar keinen Fall füttern. Gut so. Nicht so, wie von manchen Guides in Bukit Lawang auf Sumatra praktiziert. Die ausgelegte Nahrung wird anscheinend bewusst monoton gehalten, damit die Tiere mehr dazu ermutigt werden, sich selbst Nahrung zu suchen.
In der Nähe der Plattform kann man die Tiere aber beobachten. Wird Nahrung ausgelegt, so ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass ein Orang-Utan vorbeischaut. Wobei man aber eigentlich glücklich sein sollte, wenn nicht. Das heißt dann nämlich, dass der langwierige Prozess zur Auswilderung geglückt ist.
Zur Früchtezeit sieht man noch seltener Tiere hierherkommen, da gibt es ja Leckeres en masse im Wald zu finden. Die Tiere, die hierherkommen, sind aufgrund ihrer Vergangenheit nicht menschenscheu und kommen teilweise ganz nah. Aber bitte nicht zu nah. Sollte das Tier von sich aus auf einen zusteuern, was durchaus vorkommen kann, so sollte man, um Übertragungen von Krankheiten auf das Tier zu vermeiden und auch um sich selbst zu schützen, sich vom Tier entfernen. Ein Orang-Utan kann schon kräftig zupacken.
Festschmaus auch für Makaken
Das gute Futter lockt natürlich nicht nur Orang-Utans, sondern auch andere Affen an. Wie immer sind die Longtail-Makaken mit von der Partie. Auch einige Pig-tailed Makaken ließen es sich nicht nehmen, sich am Festmahl zu beteiligen. Ein armer Orang-Utan, der leider erst kam, als das Pack schon da war, hatte leider nicht gelernt sich zu verteidigen. Solange die muskulösen, aggressiven, wenn auch kleineren Makaken dort waren, traute er sich nicht auf die Plattform und hing daher nur beobachtend an einem Seil. Armer Kerl, Essen verpasst. Wir hoffen der Hunger lehrt dich dich zu behaupten, du bist doch bestimmt stärker als die oder du lernst eben, dir selbst Nahrung zu suchen.
Wo kannst du Orang-Utans in freier Wildbahn erleben?
Eine der besten Möglichkeiten dazu ist Bukit-Lawang auf Sumatra. Erhalte alle Informationen, die du dazu benötigst mit Vor-und Nachteilen dieses Ortes im verlinkten Beitrag.
Bornean Sun Bear Conservation Centre (BSBCC)
Der Bornean Sun Bear (= Malaienbär) ist der kleinste Bär der Welt. Er sieht so niedlich aus, erst Recht als Jungtier, dass viele Menschen auf die Idee kommen, ihn als Haustier zu halten. Dann werden sie groß und sind, obwohl klein, trotzdem Raubtiere. Im Bemühen, das nun nicht mehr süße Bündel zu bändigen, wird dieses meist sehr schlecht und in traumatisierenden Zuständen gehalten, geschlachtet oder noch schlimmer, qualvoll als Spender von Gallensaft gehalten. Denn dieser ist, zum Beispiel in der chinesischen Medizin, ein Heilmittel.
Der Biologe und Malaienbär-Forscher Wong Siew Te gründetet das BSBCC. Ein Ort an dem sich die Malaienbären von ihren Strapazen erholen und in natürlicher Umgebung leben können. Viele traumatisierte Bären können nie wieder ausgewildert werden. Aber bei einigen glückt es doch. Wie zum Beispiel beim Bären Lawa. Ihre Freilassung wurde vom Discovery Channel begleitet und ihr könnt euch die Auswilderung in Episode 5 der empfehlenswerten Reihe Frontier Borneo anschauen (wir hoffen der Link funktioniert auch in Europa).
Rainforest Discovery Center
In Sepilok gibt es noch mehr zu tun. Wir wollten ja eigentlich auf den Wanderwegen im S.O.R.C. wandern, wo man möglicherweise auch noch weitere Tiere erblicken kann. Leider waren diese aber komplett gesperrt als wir vor Ort waren. Daher sind wir auf Plan B ausgewichen und in das Rainforest Discovery Center gegangen. Ein Ort, an dem man in Infozentren sehr viel über die Tier- und Pflanzenwelt lernen kann, im Plant Discovery Garden verschiedenste Pflanzen kennenlernen und ein wenig wandern bzw. spazieren kann. Das nicht nur am Boden, sondern auch auf Baumwipfelpfaden oder auf Vogel-Beobachtungstürmen. Wir bekamen zwar nicht besonders viel zu sehen, aber entlang der Baumkronen zu spazieren ist immer ein tolles Erlebnis.
Was ihr beide alles erlebt und sieht, ist sehr beeindruckend 🤗 das nimmt euch keiner weg!
Ein toller Bericht über die Ausflugsziele in Sepilok! Ich empfand es dort ähnlich: interessant und lobenswerte Arbeit, aber weit entfernt von „in freier Natur“. Mir hat das Malaienbär-Center am besten gefallen, gefolgt vom RDF.
Danke Sabine. Ja die Malaienbären fanden wir auch ganz toll. Auch wenn man leider einigen angesehen hat, dass sie die Strapazen, die sie durchgestanden haben, nie im Kopf loswerden. Dafür ist die Arbeit des Centers umso bewundernswerter.